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Förderpreis der Deutschen Nationalstiftung geht an OstWest TV

Der Berliner Fernsehsender OstWest TV wurde am 14. Juni 2022 mit dem Förderpreis der Deutschen Nationalstiftung ausgezeichnet. Den Nationalpreis erhielt Werner Schulz, DDR-Bürgerrechtler und langjähriger Abgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag und im Europaparlament.

Die Bundespräsidenten a.D. Joachim Gauck und Horst Köhler würdigten den Einsatz für Freiheit und Demokratie in Deutschland und Europa. An der feierlichen Preisverleihung in der Französischen Friedrichstadtkirche nahmen 250 hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft teil.

„OstWest TV ist einer der ganz wenigen TV-Sender in russischer Sprache, der noch unabhängig und kritisch berichtet“, heißt es in der Begründung der Nationalstiftung: „Wie desaströs sich andauernde ideologisch motivierte Fehlinformationen auf die Wahrnehmung der Wirklichkeit auswirken und wie wichtig unabhängige Berichterstattung für gesellschaftlichen Zusammenhalt ist – auch das führt der Krieg in der Ukraine deutlich vor Augen.“

OstWest TV sendet 24 Stunden am Tag mit Vollprogramm über Kabelnetzbetreiber in Deutschland, der Ukraine, Lettland, Estland, Moldawien, Schweiz und Österreich sowie auch über YouTube. Das Programm umfasst deutsche, europäische und russische Themen. Ursprünglich vor allem für die russischstämmige Community in Deutschland gedacht, fungiert der Sender inzwischen für Menschen in Russland als Informationsquelle jenseits staatlicher Propaganda.

"Heute sind wir mit unserem Sender vor neue Aufgaben gestellt“, so Peter Tietzki, Geschäftsführer von OstWest TV in seiner Dankesrede. „Seit dem schrecklichen Überfall auf die Ukraine haben viele Journalisten und Redakteure Russland verlassen, einige von ihnen, die zuvor bei dem unabhängigen Sender Doschd gearbeitet haben - sind zu uns gekommen. Sie unterstützen nun gemeinsam mit Redakteuren aus der Ukraine die Arbeit von OstWest TV. Mit diesem zusammengewachsenen Team wollen wir das Programmangebot und die Berichterstattung ausweiten und unsere Zuschauerzahlen erhöhen.“

Er werde oft gefragt, so Tietzki weiter, wieso so viele Russen hinter Putin stehen und den Krieg unterstützen. Als Antwort hob er hervor, dass die russische Propagandamaschinerie in den letzten zwanzig Jahren immer professioneller – damit auch wirkungsvoller – geworden sei. Untersuchungen zufolge würden die staatlichen Programme für rund 70 % der Russen als wichtigste Informationsquelle genügen. „Wer es noch nicht gesehen hat, ist zunächst wirklich überrascht von der Perfektion der russischen Unterhaltungsshows, das ist oft großes Hollywood-reifes Kino, das weite Kreise der Bevölkerung bei der Stange hält.“

Solche harmlosen Großproduktionen, so Tietzki in seiner Analyse, würden sich abwechseln mit zahlreichen Talkshows, in denen es den „Einpeitschern seit Jahren vor allem über die Erzählung der westlichen Bedrohung und Verschwörung“ gehe, „der sich das große russische Volk entgegenstellen muss“. Diese Indoktrinierung knüpfe an die sowjetische Tradition an und würde viele Menschen ansprechen, nicht nur die Älteren.

Tietzki fügte hinzu, dass es einen Aspekt in der russischen Gesellschaft gebe, der diese Konditionierung begünstige, nämlich ein „weit verbreitetes Misstrauen gegenüber westlichen Medien“. Als Beispiel nannte er die Berichterstattung über den angeblichen Missbrauchsfall „Lisa“ vor sechs Jahren in Berlin. Es gebe in Deutschland nach wie vor viele, vor allem ältere Deutschrussen, die lieber dem russischen Fernsehen glaubten als den deutschen Medien.

Genau bei dem Thema Glaubwürdigkeit setze OstWest TV an, sagte Tietzki. „Wir bieten einen unabhängigen Journalismus und wahrheitsgemäße Berichterstattung, keine Propaganda! Wir versuchen unparteiisch zu sein. Wir wollen die Menschen nur von der Wahrheit überzeugen. Das ist schon schwer genug.“

Als nächstes ehrgeiziges Projekt des Senders kündigte der Geschäftsführer einen zusätzlichen 24-Stunden Nachrichtenkanal „OstWest 24“ an. Dabei wird das Programm wie bisher auf die professionelle Zulieferung von Deutsche Welle und AP live angewiesen sein. Die redaktionelle Betreuung geschieht jedoch unabhängig durch die russisch-ukrainische Redaktion.

Oliver Merleker